Horst Urhahn

Horst Urhahn

* 20.11.1934
† 25.03.2019 in Oldenburg
Erstellt von NWZ Online
Angelegt am 30.03.2019
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Oldenburger Kinobetreiber Horst Urhahn ist tot

10.04.2019 um 15:58 Uhr von NWZ

 

Er war eine Größe in der Oldenburger Kinogeschichte: Im Alter von 84 Jahren ist Horst Urhahn gestorben. Kurz vor seinem Tod musste er auf das verfallende Wall-Kino blicken. Der Anblick hat ihn erschüttert.


Der Tod von Horst Urhahn hat viele Menschen in der Stadt betroffen gemacht. Von 1976 bis Ende 1995 betrieb er die Walllicht-, Ziegelhof- und (für kurze Zeit) auch die Kreyenbrücker Lichtspiele. Dabei ist Urhahn, der 84 Jahre alt wurde, durch einen Zufall nach Oldenburg gekommen, erinnert sich seine hinterbliebene Ehefrau Gisela.


Ihr Mann hatte als Filmkaufmann in einem Filmverleih, der in Hamburg und München angesiedelt war, gearbeitet. Zunächst war er beim Cinerama- später beim Walt-Disney-Filmverleih beschäftigt. Der Beruf war ihm quasi in die Wiege gelegt worden, seine Eltern betrieben ein Kino in Detmold in Nordrhein-Westfalen.


• Kontakt zu Marseille

Durch den Verleih lernte Urhahn Theo Marseille kennen, dem in Bremerhaven und Oldenburg Kinos gehörten. Ihn fragte Urhahn, ob er nicht ein Kino übernehmen könnte. Marseille suchte gerade einen Betreiber für die Kinos in Oldenburg und so kamen Gisela und Horst Urhahn in die Stadt an der Hunte. Zunächst lebten sie in einer Mietwohnung, später fanden sie ein Haus am Rauhehorst. Urlaub kannten die beiden nicht. „Die Kinos waren sein Hobby“, sagt Gisela Urhahn.


Die Wall-Licht-Spiele wurden am 4. September 1914 eröffnet. Sie verfügten über 750 Sitzplätze. Der Besitzer bezeichnete sie als „Vornehmstes, elegantestes und größtes Lichtspielhaus der Residenz und Norddeutschlands“, wie in einer Zeitungsanzeige zu lesen war.


• Werkstattfilm

Der Verein Werkstattfilm widmete den Lichtspielen zum 100. Bestehen vor fünf Jahren eine Ausstellung mit alten Fotografien aus dem Archiv. Der Verein hatte tief in seinen Bestand gegriffen und eine Diaschau zusammengestellt, um die Geschichte des Wallicht-Kinos zu veranschaulichen. Heraus kam eine beeindruckende Reise quer durch die Stadt- und Filmgeschichte – von den ersten Filmen aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs über die ersten Tonfilme („Der blaue Engel“) bis zu „Cinema Paradiso“, dem letzten im Walllicht gelaufenen Film im Jahr 2007. Gezeigt wurden auch Ausschnitte aus Werkstattfilm-Produktionen, u.a. aus „Das Leben im Alltäglichen“ von 2004, der sich zur Hälfte dem Kinovorführer Günter Loof widmet. Loof war zu sehen bei der Fertigstellung der Vorführrollen, zu der die Werbe- und Spielfilmrollen zusammengeklebt werden mussten.


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Die Ziegelhoflichtspiele, in denen heute ein Fitnesscenter untergebracht ist, waren 1949 vom ehemaligen Seemann und Piloten Karl Born eröffnet worden, der bereits 1drei Jahre zuvor dort die „Ziegelhof-Freilichtbühne“ geschaffen hatte. 900 Plätze hatte der große Saal für Theater-, Musik- und Film-Vorführungen. 1957 trennte Born einen Teil des riesigen Raums ab und installierte dort ein richtiges Kino: Das „Studio Z im Ziegelhof“. 1977 zog sich Born aus dem Unternehmen zurück und Urhahn übernahm die Verantwortung.


Zurück zu Theo Marseille, dem die Kinos und Gebäude gehörten. Als er starb, adoptierte seine Ehefrau einen gewissen Ulrich Hansel, der heute unter dem Namen Marseille in Oldenburg bekannt ist. Ihm gehört die Immobilie, die zusehends verfällt.


An seinen letzten Lebenstagen blickte Horst Urhahn aus seinem Krankenzimmer auf sein ehemaliges Kino. „Der Anblick hat ihn erschüttert“, erzählt Gisela Urhahn. Theo Marseille hätte sich viel mehr um das Haus gekümmert.


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• Mobiliar verkauft

Als sein Stiefsohn das Kino übernahm, wusste er nicht, dass das Mobiliar und die Vorführgeräte den Eheleuten Urhahn gehörten. Sie hatten das Inventar verkauft. Das Wall-Kino hat gute Zeiten erlebt. Aufgrund seiner Beziehungen zum Filmverleiher, kam zur Premiere des Films „Sie nannten ihn Plattfuß“ Bud Spencer nach Oldenburg.


Vor wenigen Tagen hat die Stadtverwaltung den Besitzer des Wallkinos, Ulrich Marseille, zur Beseitigung von Bauschäden an dem Gebäude aufgefordert. Marseille sei eine Liste mit Mängeln zugestellt worden, die behoben werden müssen. Aus Sicht der Stadt ist sofortiges Eingreifen unverzichtbar. Dazu gehöre ein Fangnetz an der Seite zur Wallstraße. Bei einer Begehung sind massive Schäden festgestellt worden.


Horst Urhahn würde diese Nachricht freuen. Er wird in der nächsten Woche im engsten Familien- und Freundeskreis beigesetzt. Neben seiner Frau hinterlässt er eine Tochter und zwei Enkel.

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Nordwest-Zeitung

vom 30.03.2019