Ursula Sander

Sie galt als eine der ältesten Buchhändlerinnen Deutschlands, als sie sich Ende 2014 nach mehr als 66 Jahren Selbstständigkeit aus dem Berufsleben zurückzog und ihr Geschäft an der Peterstraße endgültig schloss:

Ursula Sander. Am Dienstag ist  sie mit 95 Jahren gestorben.

Viele Westersteder schätzten sie und ihr großes Wissen. Über Heimatgeschichte konnte man ebenso lebhaft mit ihr plaudern wie über Literatur. Besonders gerne griff sie zu Stift und Papier, um selbst zu reimen, und manch’ ein Gedicht war   Bestandteil der liebevollen Schaufensterdekoration. Auch ihre Katzen räkelten sich gerne in der Auslage.

Stammkunden, die damals im Laden ein- und ausgingen, planten stets etwas mehr Zeit ein. Ursula Sander hatte viel zu erzählen und nahm sich Zeit für ihre Kunden. Einige kaufen   schon in der dritten Generation bei ihr.  Neben Büchern gab es  Kunstpostkarten, edle Wolldecken und hochwertiges Kunsthandwerk, denn Qualität war ihr Credo.

Die Buchhändlerin  stammte aus einer alteingesessenen Westersteder Familie. Ihr Ururgroßonkel Johann Gottwald Grabhorn sollte unter Napoleon dienen   und kaufte sich frei, um ein Geschäft an der Peterstraße zu eröffnen. 

Urgroßmutter Anna Sophie Sander (1840 bis 1908) betrieb einen Laden für Handarbeitsbedarf, dichtete gern  und hatte ein  Patent für „Troddeln an Sofakissen“, während   der Bruder eine Buch- und Papierhandlung führte.   Die Großeltern führten die Geschäfte fort. Heinrich Sander war Buchbinder, während Ehefrau Anna   im Laden stand und Spielzeug, Bücher und Papierwaren verkaufte.
1948 übernahm   Ursula Sander das Geschäft, am Tag der Währungsreform.  Die Buchbindermeisterin richtete die Räume nach ihren Vorstellungen ein und hatte damit Erfolg. „Der Laden ist zwar klein, aber solide. Ich konnte keine großen Sprünge machen, aber er hat mich immer ernährt“, erzählte sie einmal.

Nachdem sie sich aus dem Berufsleben zurückgezogen hatte, wurde es stiller um sie. Mit Ursula Sander hat Westerstede eine   große  Persönlichkeit verloren.