Dirk Lindner

Dirk Lindner

* 24.09.1962 in Wangerooge
† 22.01.2018 in Wangerooge
Erstellt von
Angelegt am 23.01.2018
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Dirk Lindner, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Trauerfeier - „Haben einen Freund verloren“

13.02.2018 um 09:55 Uhr von NWZ


Ratsvorsitzende Bärbel Herfel und Landrat Sven Ambrosy erinnerten an den am 22. Januar 2018 gestorbenen Dirk Lindner. Familie, Insulaner und zahlreiche Vertreter vom Festland nahmen an der Trauerfeier teil.

„Über die Insel hat sich eine Dämmglocke gelegt: Alle haben etwas verloren. Den Vater, den Mann, den Kollegen, den Freund – und die Insel ihren Bürgermeister. Nun herrscht Stille.“ Wangerooges Pfarrer Egbert Schlotmann hat am Samstag in Worte gefasst, was die Menschen bewegt, seit Dirk Lindner am 22. Januar 2018 mit 55 Jahren plötzlich gestorben ist.

Familie und Freunde, Kollegen, Insulaner, die Bürgermeister der sieben Inseln und Frieslands, Landrat, Minister und Bundestagsabgeordnete, Vertreter von Banken und Rotem Kreuz, von Feuerwehr und Richthofen-Geschwader nahmen im kleinen Kursaal Abschied von Dirk Lindner.

Das Lied „Der Weg“ von Herbert Grönemeyer, gespielt von der Inselcombo und auch der Gospelchor Vocal waves traten auf, hatten die Töchter der Trauerfeier als Thema gegeben. Denn Dirk Lindner liebte Grönemeyers Musik. „Das Leben ist nicht fair“ – diesen Satz griff Schlotmann auf: „Ja. Das Leben ist nicht fair“, sagte er. Er vermisse Dirk Lindner als kompetenten Ansprechpartner, als Mitdenker, der auch die kleine katholische Gemeinde im Blick hatte.

„Dirk Lindner hat uns alle bereichert“, betonte Schlotmann. Er habe Spuren hinterlassen, weil er immer die Menschen im Blick hatte. Und weil er mit seinem oft gebrauchten Satz „das kriegen wir hin“ deutlich gemacht habe, dass ihm die Insel wichtig ist.

Landrat Sven Ambrosy erinnerte daran, dass sich Dirk Lindner hartnäckig bei Bund, Land und Landkreis für die Interessen Wangerooges eingesetzt hat – „er war in der Sache bestimmt und sogar renitent“. Und seinen Einsatz begründete er mit dem Satz „weil ich diese Insel liebe“. „Und die Insel gab ihm diese Liebe zurück: Er war d e r Bürgermeister“, sagte Ambrosy.

„Er war Chef, aber auch Kollege und Freund. Seine Tür stand immer offen“, sagte Ratsvorsitzende Bärbel Herfel: „Und wenn man mit Dirk redete und dabei seinen Hund Oskar streichelte, dann wurde der Tag zu einem guten Tag.“

Dirk Lindner, geboren am 24. September 1962 in Bremerhaven, war vor gut 35 Jahren als Zivildienstleistender auf die Insel gekommen – und geblieben. Er arbeitete seit 1991 bei der Kurverwaltung, machte eine Ausbildung zum Verwaltungsfachmann und war seit 1994 als Verwaltungsangestellter bei der Gemeinde, zuständig für Ordnungsamt, Meldeamt und Standesamt. 2014 stellte er sich für die CDU der Bürgermeisterwahl und setzte sich gegen fünf Mitbewerber durch.

„Er hat die Interessen der Gemeinde Wangerooge mit Enthusiasmus wahrgenommen“, sagte Bärbel Herfel – und zwar auch in zahlreichen Gremien außerhalb der Insel. „Und er hat einige Projekte auf den Weg gebracht.“

Bärbel Herfel beschrieb Dirk Lindner als Menschen, der immer und jederzeit für seine Töchter da und ein überglücklicher Großvater seiner Enkeltochter war. „Er war einfach Mensch.“

„Wir können lächeln, weil er hier gelebt hat und sehen, was von ihm geblieben ist“, sagte Bärbel Herfel: „Lächeln wir, öffnen wir die Augen und wenden uns dem Leben zu.“

Nicht nur Bürgermeister, sondern Freund

23.01.2018 um 13:59 Uhr von NWZ

 

Wangerooge trauert um Dirk Lindner – Sein Ziel: das Wir-Gefühl auf der Insel zu stärken


Dirk Lindner arbeitete mit aller Kraft und voller Enthusiasmus daran, Wangerooge voranzubringen. Und auch, wenn vieles nicht so schnell ging, wie er sich wünschte, verlor er nicht seinen Humor und Optimismus.


Die gesamte Insel steht unter Schock. Die Trauer ist groß: Am Montag, 22. Januar 2017, ist Wangerooges Bürgermeister Dirk Lindner im Alter von 55 Jahren unerwartet gestorben.


Die Nachricht verbreitete sich schnell über die gesamte Insel – und Wangerooge hüllte sich in Trauerflor: Im sozialen Netzwerk Facebook wurden die Fotos in den Wangerooge-Gruppen durch trauerschwarze Seepferdchen-Silhouetten – so sieht Wangerooge von oben aus – ersetzt.


Am frühen Montagmorgen war Dirk Lindner von Feuerwehr und Seenotrettern ans Festland transportiert und ins Krankenhaus gebracht worden. Der Rettungshubschrauber konnte offenbar wegen Nebels und schlechter Sicht nicht landen. Dirk Lindner starb im Krankenhaus.


Vor ein paar Jahren wollte sein Herz nicht mehr. Damals ging es gerade noch einmal gut. Jetzt konnte ihn nichts mehr retten. Er starb an einer lebensbedrohlichen Erkrankung.


Vor gut 35 Jahren war Dirk Lindner auf die Insel gekommen – und geblieben. Er arbeitete seit 1991 bei der Kurverwaltung und seit 1994 als Verwaltungsangestellter bei der Gemeindeverwaltung, war zuständig für Ordnungsamt, Meldeamt und Standesamt. 2014 stellte er sich für die CDU der Bürgermeisterwahl und setzte sich gegen fünf Mitbewerber durch.


Angetreten war Lindner, um das Wir-Gefühl auf Wangerooge zu stärken. „Wir alle sind Wangerooge. Wenn jeder an seiner Stelle und Position mitarbeitet, schaffen wir es, die Herausforderungen zu meistern“, beschrieb er seine Motivation.

 

Viele Kritiker überzeugt

57,44 Prozent hatten ihm ihre Stimme gegeben. Nicht alle waren damals davon überzeugt, dass Lindner der richtige Mann für die Verwaltungsspitze ist. Doch mit Charme und Offenheit gelang es ihm schnell, auch Kritiker von sich zu überzeugen. Schon nach 100 Tagen im Amt konnte er sich Anfang 2015 über viele positive Rückmeldungen freuen – „offenbar habe ich bereits einige angenehm überrascht“, meinte er damals augenzwinkernd.
Sein Rezept: Transparenz herstellen und die Wangerooger Bürgerinnen und Bürger informieren. Tatsächlich hat es in den vergangenen dreieinhalb Jahren seiner Amtszeit mehrere Bürgerinfos gegeben – von Deichbau bis Flächennutzungsplan.
Mit Enthusiasmus und Elan stellte er sich der Aufgabe, Wangerooge voranzubringen. Die Haushaltskonsolidierung, das Problem fehlenden Mietraums, die Erreichbarkeit der Insel und die Entlastung Wangerooges von den enormen Kosten für das Sandauffahren am Strand, das Voranbringen der Hotelpläne an der Strandpromenade, der Neubau der Verwaltung – all dem widmete er sich mit aller Kraft.


Und dabei war er durchaus unbequem: Das „Rumgeeiere“ von Verwaltungen, Behörden, Ministerien in Bund und Land und Politik, wenn es galt, Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen, ging ihm auf die Nerven. Lindner wollte Probleme gelöst sehen – und dazu war er bereit, die Ärmel hochzukrempeln.


Und er war sich nicht zu schade, „herumzuzicken“, wie er selbst sagte: Es ging ihm darum, Entscheidungen, die Wangerooge weiterhelfen, voranzutreiben. „Ich nerve so lange weiter herum, bis wir eine Lösung haben“, kündigte er erst im vergangenen Jahr wieder an – und der damalige Wirtschafts- und heutige Umweltminister Olaf Lies versprach schnellstens, sich um die Kostenteilung fürs Sandfahren zu kümmern.


Dirk Lindner war nicht der geduldigste Mensch. Aber er war auch beim „Nerven“ fröhlich und verlor selten seine gute Laune. Er war aufgeschlossen für neue Ideen, unkompliziert und sein Enthusiasmus, wenn er etwas als lohnenswert erkannt hatte, war ansteckend.


Geliebt wurde er, weil er ein lässiger, entspannter Typ war – auch wenn das bedeutete, dass man ihn immer mal wieder daran erinnern musste, dass er irgendetwas zugesagt hatte. Dirk Lindner wollte mittendrin sein und nicht abheben, er nahm sich selbst nicht so furchtbar wichtig – die Sache aber umso mehr.


Und so konnte man mit ihm auch herzhaft lachen über die langsam mahlenden Behördenmühlen und die Zwänge, denen er sich als Verwaltungschef stellen musste.


Ohnehin war Dirk Lindner ein humorvoller Mensch – und das bewies er auch oft auf der Bühne. Fast zehn Jahre lang spielte er in den 90er Jahren jedes Jahr im Sommer mit der plattdeutschen Theatergruppe ein Stück, damals noch im großen Kursaal. Das Bemerkenswerte: Lindner brauchte oft nicht einmal etwas sagen. Schon wenn er auf die Bühne trat, brach das Publikum in Lachtränen aus.

 


Witzig und fröhlich

Dann vor drei Jahren ein kleines „Comeback“: Lindner spielte eine Gastrolle in der Aufführung der Wangerooger Theatergruppe. Für viele Gäste ein tolles Erlebnis: Lindner war nämlich schon Bürgermeister. Und auch hier brachte er – mal wieder – das ganze Publikum zum Lachen.


Doch er konnte auch ernst, ja sogar romantisch: Denn als Standesbeamter hat er viele glückliche Paare auf dem Leuchtturm getraut.


Mit Mut und Fantasie die Insel gestalten – und dabei auch querdenken: Das war der Weg, den Dirk Lindner ging. „Wenn nichts passiert: Wir haben die Kettensägen bereit liegen“, meinte er etwa im vergangenen Jahr, als plötzlich meterhohe Holzpfosten den Hauptstrand verzierten – die Trasse für die Sandlaster zur Deckwerksbaustelle verschwand daraufhin wieder.


Denn auch wenn der Bürgermeister den Hinweis auf die Motorsägen mit einem Augenzwinkern und verschmitzten Lächeln gegeben hatte – dass es ihm ernst ist, wurde ihm sofort geglaubt.