Gerhard Bohde

Gerhard Bohde

* 21.04.1921
† 02.03.2010 in Wardenburg / Wildeshausen
Erstellt von NWZ Online
Angelegt am 05.03.2010
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Gerhard Bohde, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Spöökenkieker und Smuggelbröder

05.03.2010 um 20:02 Uhr

Trauer um niederdeutschen Komödien-Autor Gerhard Bohde

Gerhard Bohde, Autor zahlreicher niederdeutscher Komödien, ist tot. Er starb im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Wardenburg.

Zu den bekanntesten Stücken aus seiner Feder zählt der Schwank „Smuggelbröders“, der 1969 am Ohnsorg-Theater in Hamburg uraufgeführt wurde und auch auf vielen Bühnen in der Region heute noch auf dem Spielplan steht.

Gerhard Bohde wurde 1921 in Wyk auf Föhr geboren. Nach dem Schulbesuch begann er als 15-Jähriger eine Seemannsausbildung und wurde Matrose bei der Reederei Hapag. Während des Weltkrieges war er Berufssoldat bei der Marine. 1946 kehrte er nach Wyk zurück und wurde Kaufmann. 1958 zog Bohde nach Oldenburg, wo er bis 1973 als Berufssoldat tätig war. Vielen Besuchern des NWZ-Pressehauses dürfte Gerhard Bohde als freundlicher Pförtner in Erinnerung sein. Diese Tätigkeit übte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1986 aus.

Gerhard Bohde hat zahlreiche niederdeutsche Theaterstücke verfasst, überwiegend Lustspiele und Schwänke. „Hochsaison bi Rieke" wurde 1976 von der August-Hinrichs-Bühne in Oldenburg uraufgeführt. Zu seinen bekanntesten niederdeutschen Hörspielen zählen zudem „Bittersee" und „De Düvelsbarg". 1998 schrieb Bohde sein letztes Hörspiel „Dat Schipp Spöökenkieker".

Nachruf von Beja C. Garduhn

Mit „Seemannsgarn“ wurde er als Autor in Funk und Fernsehen und auf plattdeutschen Bühnen bekannt

Abenteuer und plattdeutsches Leben an der Nordseeküste. Von was sonst träumt ein gebürtiger Insulaner, dem der Blick übers Meer auch die Fenster zu Fantasie und Witz, zu geistiger Abenteuerlust öffnete? Ein friesischer „Seebär", den das Leben von Wyk auf Föhr aufs Festland in die Garnisonstadt Oldenburg spülte?

37 Jahre lang hatte Gerhard Bohde bis dahin die salzige Nordseeluft geschnuppert, als Seemann und als Inhaber eines Lebensmittelgeschäftes in Wyk. Seine geistige Neugier, Bildungs- und Leselust verlangten nach Futter in fast allen Lebenslagen, wie zwei besondere Fotos dokumentieren. Da sitzt der Kommandant Gerhard Bohde in Kriegszeiten auf seinem „Fährpram" in Lektüre versunken, als gäbe es keine See voller Kriegsgefahren um ihn herum. Und der Kaufmann Bohde studiert, über die Ladentheke gebeugt, einen Zeitungsartikel, in den er eigentlich „Fisch, Wild und Geflügel" einwickeln und verkaufen soll.

Seine reiche Gedankenwelt und die Lust am Fabulieren erweckten Geschichten zum Leben, verarbeitet in zahlreichen pattdeutschen Hörspielen und Theaterstücken, die auch vom „Ohne-Sorg-Theater" mit Heidi Kabel in den Hauptrollen aufgeführt wurden. Manch einer erinnert sich an „Rum ut Jamaika", „Strandräubers" oder „Smuggelbröder" – bis heute im Fernsehen und auf niederdeutschen Bühnen zu erleben. Oder an den Schwank „Hochsaison bi Rieke", 1976 von der „August-Hinrichs-Bühne" in Oldenburg uraufgeführt. Bohdes „Hallighexen" wurden mit dem Niederdeutschen Bühnenpreis ausgezeichnet.

20 Hörspiele flossen aus seiner Feder. Gleich für das erste, „Bittersee", in dem er die Kriegserlebnisse bei der Marine verarbeitete, erhielt er den Niederdeutschen Hörspielpreis. Einige Mal war es dem couragierten Berufssoldaten gelungen, Menschenleben zu retten. Allein 300 Menschen holte er unter Einsatz seines Lebens aus einem brennenden Munitionslager, wofür er mit 22 Jahren zum jüngsten Bootsmann der Kriegsmarine befördert wurde. Der Erhalt des norwegischen Ortes Solvaer ist wohl ebenfalls Gerhard Bohde zu verdanken. Vor den Lofoten war nach Kriegsende auf dem Deck eines schwer mit Munition beladenen Schiffes eine brennende Granate gelandet. Bohde erkannte die verheerenden Folgen einer Explosion für den Ort Solvaer samt Einwohnern, er nahm das Geschoss auf und schleuderte es über Bord. Seine erste Fahrenszeit auf dem Wyker Frachtsegler „Hermine" beschrieb Bohde später mit humorigen Geschichten in dem Buch: „Kaptein un een Lüüd".

In den späten fünfziger Jahren siedelte Gerhard Bohde mit Frau und den drei Kindern wieder als Berufssoldat von Föhr nach Oldenburg, wo er später mit der Schriftstellerei begann. Als Pensionär arbeitete er noch einige Jahre als „freundlicher Pförtner" im Pressehaus der Nordwest-Zeitung und wohnte danach in ländlicher Ruhe in Benthullen. 1998 verfasste er dort „Dat Schipp Spöökenkieker", sein letztes Hörspiel.

Bei seiner Trauerfeier im März 2010 in Wildeshausen war vom Kinderchor am Gymnasium der Insel Föhr das Lied „Över de stillen Straaten" zu hören – begleitet vom Klang der Glocke vom Glockenturm in Wyk. Dieses Läuten geleitet – auf Gerhard Bohdes Heimatinsel – die Verstorbenen auf ihrem letzten Weg.