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Über den Trauerfall (2)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Anton Günther Herzog von Oldenburg, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Traueranzeige
22.09.2014 um 22:57 UhrAbschied von beliebter Persönlichkeit
22.09.2014 um 22:57 Uhr
Herzliche Begegnungen bleiben in Erinnerung
Anton Günther Herzog von Oldenburg im Alter von 91 Jahren verstorben – Rastede stets eng verbunden gewesen
Bei den Musiktagen und dem Landesturnier war Anton Günther immer dabei. Einst ritt er sogar selbst mit.
Wie es in Rastede läuft, das hat Anton Günther Herzog von Oldenburg immer sehr interessiert. Zwar lebte er auf Schloss Güldenstein in Ostholstein, doch Einwohner des Residenzortes ist er immer geblieben und war hier auch gemeldet. Und zu den Musiktagen und dem Landesturnier war er bis vor zwei Jahren stets angereist und hatte gerne die Schirmherrschaft über die traditionellen Veranstaltungen übernommen. Am Sonnabend ist Anton Günther im Alter von 91 Jahren gestorben.
Stets offen und ehrlich
„Die Nachricht macht mich traurig. Ich bin im Moment noch sprachlos“, sagte Bürgermeister Dieter von Essen am Montagnachmittag. „Ich bin gerade ganz platt. Man hat das Gefühl, da fehlt jetzt etwas“, sagte Musiktage-Präsident Torsten Wilters. „Der Herzog war immer sehr offen und ehrlich. Das habe ich an ihm geschätzt“, erinnert sich Ehrenbürgermeister Dieter Decker an seine Begegnungen mit dem Herzog. „Dass es ihm nicht gut geht, wusste ich aus Familienkreisen. Trotzdem macht mich die Nachricht sehr traurig. Das ist ein großer Verlust“, sagte Landesturnier-Chef Jan-Christoph Egerer.
Im Juli 2012 besuchte Anton Günther zuletzt die Rasteder Musiktage. Beim Empfang im Garten des Schlosses hielt er ein kurzes Grußwort und genoss anschließend auf dem Turnierplatz die Beiträge der Musikkapellen. Selbst das Feuerwerk, das erst gegen Mitternacht gezündet wurde, verfolgte er gemeinsam mit Wilters vom Richterturm aus.
Wilters’ Familie hat eine lange Beziehung zum Haus Oldenburg. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Torsten Wilters’ Großvater Harry Wilters der herzoglichen Familie Getreide geschenkt. Dafür bedankte sich Anton Günther, indem er Torsten Wilters’ Vater Heino Wilters ein Pony schenkte, einen kleinen Schimmel. In Rastede sei das Pony aber auch „Sau“ gerufen worden, weil es zwar viele Rennen gewann, aber auch biss und um sich trat, berichtete Torsten Wilters. Und einmal büxte es sogar aus, fand zurück zum Schloss und soll drinnen eine Treppe hochgelaufen sein.
Portwein im Schloss
Der frühere Musiktage-Präsident Rolf Geveke erinnert sich noch daran, dass Anton Günther einst gerne zu Ostern nach Rastede kam. „Dann haben wir uns zu einem kleinen Plausch bei ihm im Hinterzimmer bei einem Glas Portwein getroffen.“ Bei den Musiktagen im Sommer habe es sich der Adelige dann auch nie nehmen lassen, selbst die Pokale zu überreichen. „Wir haben viel Spaß mit ihm gehabt. Das bleibt in Erinnerung“, sagte Geveke.
Jan-Christoph Egerer sagte, dass er das Landesturnier schon immer mit Anton Günther verbunden habe. „Die Nähe zu den Reitern und Pferdeleuten hat er geliebt“, berichtete Egerer und fügte an: „Ohne ihn als Schirmherren hätten wir die blau-rote Verwurzelung des Landesturniers nie so hinbekommen.“ Er sei ein großer Freund und Förderer des Pferdesports und des Renn- und Reitvereins Rastede gewesen.
„Ich hatte viele Gelegenheiten mit ihm zu sprechen und habe ihn als charismatische Persönlichkeit in Erinnerung. Er war sehr herzlich und hatte einen witzigen Humor“, sagte Egerer. Noch 2012 habe er es sich nicht nehmen lassen, die Oldenburger Meister beim Landesturnier selbst zu ehren.
In den 1950er Jahren war Anton Günther sogar selbst beim Landesturnier geritten, hatte zum Beispiel Springprüfungen absolviert. Auch darauf führt der frühere Organisationsleiter Wolfgang Teske die sehr enge Verbundenheit des Adeligen mit dem Turnier zurück. Er habe ihn als sehr bescheidene und zurückhaltende Person kennengelernt, sagte Teske. Dabei habe Anton Günther stets Wert auf Pünktlichkeit gelegt. „Fünf Minuten vor der Zeit war der Schirmherr auf dem Platz.“
Herzog von Oldenburg war dem Nordwesten verbunden – Ministerpräsident kondoliert
Anton Günther Herzog von Oldenburg war Schirmherr des Landesreitturniers und Förderer des Elisabeth-Kinderkrankenhauses. Er galt als bescheiden und zurückhaltend.
Auch wenn er auf Schloss Güldenstein bei Lensahn (Schleswig-Holstein) lebte, so war doch Anton Günther Herzog von Oldenburg in der Nordwest-Region beliebt. Es war seine zurückhaltende Art, mit der er die Menschen für sich einnahm. Attitüde war dem Adeligen fremd und das Reiten auch im Alter von 80 Jahren noch eine Passion. Wann immer er konnte, besuchte er das Landesreitturnier in Rastede (Landkreis Ammerland), dessen Schirmherr er gern war. Der Herzog versäumte auch selten eine Versammlung der Oldenburgischen Landschaft. Außerdem galt dem Elisabeth-Kinderkrankenhaus seine Verbundenheit, was sich nicht zuletzt darin ausdrückte, dass er bei Feiern auf Präsente zugunsten des Krankenhauses verzichtete. Auch für seinen letzten Weg wünscht er sich keinen Kranzschmuck, sondern eine Unterstützung des Vereins der Förderer des Krankenhauses.
Krankenhaus gefördert
Die Menschen trauern mit Ehefrau Ameli Herzogin von Oldenburg um den Seniorchef des Hauses Gottorp. Diese Aufgabe übernimmt nun Christian Herzog von Oldenburg, der mit Caroline geborene Gräfin Rantzau verheiratet ist. Das Paar hat vier Kinder: Alexander, Philipp, Anton und Katharina als Enkel des Verstorbenen.
„Das Oldenburger Land und Niedersachsen verlieren mit Herzog Anton Günther einen über viele Jahrzehnte engagierten und sympathischen Fürsprecher, der für den Pferdesport und die Kultur viel getan hat“, sagte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Montag. Und Ex-Landtagspräsident Horst Milde (SPD) berichtet, dass er den Herzog im Laufe der Jahre während vieler Begegnungen schätzen gelernt habe. „Wir haben viele Gespräche über die Zukunft und das Wohl Oldenburgs geführt“, so Milde. „In unseren Gesprächen haben wir im Laufe der Jahre aber auch viele andere Themen berührt.“ Dabei sei es etwa um die Auflösung der Bezirksregierung gegangen, aber auch um das Standbild Graf Anton Günthers etwa. „Ich werde ihn in achtenswerter Erinnerung behalten.“
Der Bundestagsabgeordnete Franz-Josef Holzenkamp, Vorsitzender des CDU-Landesverbands Oldenburg, zeigte sich tief betroffen: „Wir verlieren eine Institution und große Persönlichkeit des Oldenburger Landes. Er hat die oldenburgische Identität in seiner bescheidenen Art verkörpert.“
Der Landrat des Kreises Ammerland und Vorsitzende der Metropolregion, Jörg Bensberg, betonte, Anton Günther habe deutliche Spuren hinterlassen. „Er war ein leidenschaftlicher Gastgeber des Landesturniers und der Musiktage in Rastede, immer freundlich und bescheiden.“
Anton Günther Herzog von Oldenburg wurde am 16. Januar 1923 in Lensahn als ältestes von neun Geschwistern geboren. Sein vollständiger Titel lautet: Erbe zu Norwegen, Herzog von Schleswig, Holstein, Stormann, der Dittmarschen und Oldenburg, Fürst von Lübeck und Birkenfeld, Herr von Jever und Knyphausen.
Seine Eltern waren Nikolaus Erbgroßherzog von Oldenburg (1897-1970) und dessen Ehefrau Helene (1899-1948), eine geborene Prinzessin zu Waldeck und Pyrmont. Anton Günthers Großvater – Friedrich August (1852-1931) – war noch als letztem regierenden Großherzog von Oldenburg zu gejubelt worden.
Anton Günther hatte am 7. August 1951 in Kreuzwertheim (Unterfranken) Ameli Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg geheiratet. Tochter Helene wurde 1953 geboren und lebt als Künstlerin in Rastede, Der 1955 geborene Sohn Christian leitet das Familiengut in Ostholstein.
44 Jahre an der Spitze
44 Jahre stand Anton Günther nach dem Tod des Vaters an der Spitze des Hauses und pflegte seine Verbindung ins Oldenburgische im Nordwesten. Tradition hatte in Rastede die Einladung zur Gurkenbowle während der Internationalen Musiktage. „Man konnte ihm ansehen, welchen Spaß und welche Freude er am Empfang und den Musiktagen hatte“, sagte Torsten Wilters, Präsident des Vereins Rasteder Musiktage.
Eine lange Verbundenheit hat Anton Günther auch zum Oldenburger Landesturnier in Rastede. Noch im Jahr 2012 übernahm er im Alter von 89 Jahren selbst die Ehrung der Oldenburger Meister. „Er hat die Nähe zu den Reitern und den Pferdeleuten geliebt und hielt sich jeden Tag auf dem Turniergelände auf. Ohne ihn als Schirmherren hätten wir die blau-rote Verwurzelung des Landesturniers nie so hinbekommen“, sagte Turnier-Chef Jan-Christoph Egerer.
Tradition hat auch das Engagement für das Rote Kreuz, für das Anton Günther 2007 mit dem Ehrenzeichen ausgezeichnet wurde. Seit 1991 gehörte Anton Günther dem Beirat des DRK-Landesverbandes Oldenburg an. Bereits sein Urgroßvater Großherzog Nikolaus Friedrich Peter hatte das Rote Kreuz unterstützt.
Anton Günther war Gründungsmitglied der Oldenburgischen Landschaft, die 1970 aus der Oldenburg-Stiftung hervorgegangen war. So fuhr er etwa 2012 nach Vechta zur Landschaftsversammlung noch mit dem Auto, als Thomas Kossendey (CDU) dort als Präsident und Nachfolger Horst Günter Luckes gewählt wurde. „Durch seine freundliche Art und sein bescheidenes Auftreten erwarb er sich große Sympathie“, sagt Kossendey. „die Oldenburgische Landschaft gedenkt seiner in hohem Respekt und großer Dankbarkeit.“
Die Restaurierung des Mausoleums auf dem Gertrudenkirchhof war Anton Günther ein großes Anliegen, auch wenn er das Projekt Herzog Christian und Herzogin Caroline anvertraute. Nun findet er dort im Kreis seiner Vorfahren eine letzte Ruhestätte.
Auch sein Vater Nikolaus Erbgroßherzog von Oldenburg wurde dort 1970 beigesetzt. Dr. Jörg Welp (Landschaft) erinnert sich noch daran, wie er als Kind die von Pferden gezogene Lafette mit dem Sarg an sich vorbeifahren sah. Schweigend standen die Oldenburger damals am Straßenrand.
Aus Schleswig-Holstein war am Montag keine Reaktion zu erhalten. In Lensahn hatte sich die Nachricht vom Tod des Herzogs offenbar noch nicht herumgesprochen. Zumindest die Lokalzeitung war von der Information überrascht. Die Familie sei sehr zurückhaltend mit öffentlichen Äußerungen, hieß es aus Lensahn.
Verbindung zu Eutin
Die herzogliche Familie ist auch mit Schleswig-Holstein in der Stiftung Schloss Eutin eng verbunden, deren Zweck es ist, das Schloss zu erhalten, zu nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bis 1992 war das Eutiner Schloss im Besitz der herzoglichen Familie. Danach wurde es der Stiftung übergeben. Der Vorstand der Stiftung wird aus einem Mitglied des Herzoglichen Hauses und einem Mitglied des Bildungs- und Kultusministeriums des Landes gebildet. Derzeit ist er durch Christian Herzog von Oldenburg sowie Staatssekretär Eberhard Schmidt-Elsaeßer besetzt. Der Stiftungsrat besteht aus sechs Mitgliedern. Er wird von Mitgliedern der herzoglichen Familie sowie Vertretern der öffentlichen Hand gebildet. Die Landesregierung in Kiel äußerte sich am Montag nicht zum Tod des Herzogs.