Joseph Voet

Joseph Voet

* 27.04.1928 in Molbergen
† 01.12.2019 in Cloppenburg
Erstellt von NWZ Online
Angelegt am 03.12.2019
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Joseph Voet, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Ein großer Cloppenburger ist tot

03.12.2019 um 16:52 Uhr von NWZ

 

Ehrenbürger und Altbürgermeister Joseph Voet mit 91 Jahren gestorben.


2001 verlieh der Stadtrat Voet den Titel des Altbürgermeisters. Knapp ein Jahr später ernannte er ihn einstimmig zum Ehrenbürger. Zeit seines Lebens hat Joseph Voet zuerst an die Gemeinschaft gedacht.



Ein großer Mann und Sympathieträger der Stadt ist tot: Cloppenburgs Ehrenbürger und Altbürgermeister Joseph Voet starb am Sonntag nach längerer Krankheit im Alter von 91 Jahren. „Er hat die Entwicklung Cloppenburgs maßgeblich mit vorangetrieben“, würdigte Bürgermeister Dr. Wolfgang Wiese (CDU) seinen Vorgänger. Voet sei bescheiden und sehr beliebt gewesen, weil er auf die Menschen zugegangen und ausgleichend gewesen sei. Er sei in seiner Art „kein Schulmeister“ gewesen, beschrieb Wiese den früheren Schulrektor Voet.


1948 Abitur am CAG
Geboren wurde Joseph Voet am 27. April 1928 in Molbergen. Nachdem er die zweiklassige Dorfschule Dwergte besucht hatte, wechselte er 1940 zum Maristen-Gymnasium Meppen. Nach etwas mehr als einem Jahr war allerdings Schluss – die Gestapo schloss im Juni 1941 das Kloster. Weiter ging’s an der Cloppenburger Oberschule für Jungen – dem heutigen Clemens-August-Gymnasium.


Am 4. Januar 1944 sorgte wiederum die Diktatur für die zweite Zäsur im Leben von Joseph Voet. Dessen komplette Klasse – bis auf zwei Ausnahmen – wurde nach einer kurzen Ausbildung in Herbrum/Aschendorf als Luftwaffenhelfer auf den Flugplatz in Quakenbrück abkommandiert. „Als junge Soldaten haben wir uns stark gefühlt, allerdings nur bis zum Karsamstag 1944“, schilderte Voet vor einigen Jahren der ? seine Kriegserlebnisse. An jenem Tag wurde der Flugplatz von den Alliierten mit einem Bombenteppich überzogen: „Von da an haben wir begriffen, was Krieg mit all’ seiner mörderischen Zerstörung bedeutet.“ Voet überlebte – 1948 machte er an der staatlichen Oberschule in Cloppenburg die Reifeprüfung.
Es folgte ein Lehrer-Studium an der pädagogischen Hochschule Vechta. Nach einem ersten Einsatz als Lehramtsanwärter an der Volksschule Peheim kam Voet 1952 für 14 Jahre an die Volksschule im friesischen Bockhorn. Dort wurde er bereits 1959 Schulleiter.
Diesen Posten bekleidete er ab 1966 auch an der St.-Andreas-Schule Cloppenburg. Von 1974 bis zu seiner Pensionierung am
31. Juli 1991 war er Rektor der damaligen Orientierungsstufe
Don-Bosco-Schule.


Zahlreiche Ehrenämter kennzeichneten Voets Lebensweg: Höhepunkt war sicher die Ernennung zum Cloppenburger Bürgermeister 1991, dieses Amt hatte der Jubilar bis zur Einführung der Eingleisigkeit 2001 inne.


66 Jahre in der CDU
66 Jahre lang gehörte Voet der CDU an: Zunächst war er Ratsherr und Kreistagsmitglied in Friesland, nach dem Umzug nach Cloppenburg ab Oktober 1968 bis Oktober 2001 im Stadtrat. Von Anfang an war er in der Führungsriege der hiesigen Christdemokraten vertreten: acht Jahre als stellvertretender Fraktionschef und ein Jahrzehnt als Fraktionsvorsitzender.
Mit dem CDU-Fraktionsvorsitzenden Joseph Voet (1981 bis 1991) habe er als Grünen-Fraktionschef manche harte Auseinandersetzung geführt, erinnert sich Michael Jäger, der seit 1983 im Stadtrat sitzt. In seinem Bürgermeisteramt habe Voet Fairness und Weitblick entwickelt. Darüber hinaus sei der Mann der CDU im Bürgermeisteramt unparteilich gewesen. „Ich habe ihn bei all den Gegensätzen sehr geschätzt“, so Jäger. Voet habe sich immer wieder Gedanken über die Entwicklung der Stadt gemacht. Jäger: „Wir haben auf einer Zugfahrt einmal lange darüber diskutiert, ob die Stadt unbedingt immer weiter wachsen müsse. Auch da war er für viele Gedanken aufgeschlossen.“


„Mann alter Schule“
CDU-Fraktionschef Hermann Schröer, der Voet 1991 als Fraktionschef der CDU folgte, und diesen Posten bis heute innehat, bezeichnete Voet als einen in der Sache stets sehr gut informierten Politiker, der immer versucht habe, durch unermüdlichen persönlichen Einsatz für Cloppenburg das Optimale zu erreichen. Dabei sei Voet immer freundlich, ausgeglichen und offen gewesen. „Er war ein Mann der alten Schule, wie es sie heute nur noch selten gibt.“


Präsident der Cloppenburger Bürgerschützen, Vorstandsmitglied des Bildungswerks Cloppenburg und Vorsitzender des Sängerbundes Heimattreu sind nur drei weitere Ehrenämter, die Joseph Voet bekleidete. Auf Anregung des Sängerbundes wurde dem leidenschaftlichen Sänger für sein unermüdliches Wirken zum Wohle der Cloppenburger am 16. Dezember 1999 der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Auch für den Sport hat Voet ein Herz. Bis vor wenigen Jahren drehte er noch im Fitnessstudio seine Runden. Außerdem schwamm er leidenschaftlich gerne.


Diamantene Hochzeit
Ein besonderes Jubiläum hatte der Ehrenbürger noch Anfang 2018 begangen. Gemeinsam mit seiner Frau Hildegard, die erst vor einigen Monaten gestorben ist, feierte er am 24. Februar die Diamantene Hochzeit (60 Jahre). Hildegard Voet habe ihrem Mann eine unverzichtbare Unterstützung bei seinen öffentlichen Ämtern gegeben, sagte Bürgermeister Wiese anlässlich des 90. Geburtstags von Joseph Voet. Eine Familie mit zwei Kindern, ein engagierter Pädagoge und Politiker, der oft erst sehr spät nach Hause kam, bestimmten für Jahrzehnte das Leben von Hildegard Voet.


Zeit seines Lebens hat Joseph Voet zuerst an die anderen, an die Gemeinschaft gedacht und dann an sich. Nur so lässt sich sein jahrzehntelanges, ehrenamtliches Engagement in Politik und Gesellschaft erklären.

Er hinterlässt zwei Kinder und drei Enkel.
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