Ute Rudolph

Ute Rudolph

† 24.11.2019 in Stadland
Erstellt von NWZ Online
Angelegt am 26.11.2019
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Ute Rudolph, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Trauer um 81-Jährige mit Herz für Menschen in Not

26.11.2019 um 13:09 Uhr von NWZ

 

Dem Landwirt aus der Nachbarschaft ist der Schock anzusehen. „Sie hat sich doch immer so gut um ihre Leute gekümmert“, sagt er aus dem Auto heraus. Einige hundert Meter weiter steigt noch eine schwache Rauchsäule in den Himmel. Nur wenige Stunden zuvor hatte dort an der Straße Zum Rockenmoor ein Großbrand gewütet. Bei dem Feuer ist Ute Rudolph ums Leben gekommen. Die 81-Jährige hatte ein großes Herz für Menschen in Not.


Auf dem ehemaligen Bauernhof in Achterstadt leitete Ute Rudolph seit vielen Jahren eine Wohngemeinschaft für Bedürftige. Sie alle haben harte Zeiten hinter sich. Das gilt auch für die Tiere, denen Ute Rudolph auf dem viereinhalb Hektar großen Anwesen ein neues Zuhause gab. Am Anfang waren es Pferde, später kamen unter anderem Ziegen, Katzen, Hunde und Schafe hinzu.

1992 war die gebürtige Schlesierin nach Achterstadt gekommen. Sie hatte ihre Kindheit in Wunstorf bei Hannover verbracht. Beruflich war sie bei der damaligen Bundesbahn tätig gewesen. Zunächst als Fahrdienstleiterin, danach im Innendienst. Der Traum vom Landleben führte sie im Ruhestand nach Stadland.

In ihrer Wahlheimat engagierte sich Ute Rudolph auch in der Kommunalpolitik. Sie leitete den SPD-Ortsverein Schwei und gehörte mehrere Jahre der SPD-Fraktion im Stadlander Gemeinderat an.

Die Hausgemeinschaft in Achterstadt bestand aus acht Frauen und Männern. Als in der Nacht zu Sonnabend das Feuer ausbrach, konnten sich zunächst sieben von ihnen ins Freie retten. Darunter Ute Rudolph. So schildern Zeugen die dramatischen Momente. Doch weil ein 78-jähriger Mann fehlte, soll Ute Rudolph noch einmal in das brennende Haus gegangen sein, um ihn zu holen. Dieser Rettungsversuch kostete sie offenbar das Leben. Ute Rudolph kehrte nicht mehr zurück.

Zunächst galt sie – ebenso wie der 78 Jahre alte Mitbewohner – als vermisst. Später fanden Einsatzkräfte eine Leiche in den Trümmern des völlig zerstörten Hauses. Am Sonntagmorgen bestätigte die Polizei auf Nachfrage, dass es sich dabei um die 81-Jährige handelte.

„So gestorben, wie sie gelebt hat“

26.11.2019 um 13:02 Uhr von NWZ

 

Der Schweier Pfarrer Bernd Eichert trauert um eine gute Freundin: Ute Rudolph. „Sie ist so gestorben, wie sie gelebt hat: Immer im Einsatz für andere“, sagt er.

Die 81-Jährige war in der Nacht zu Sonnabend beim Brand ihres Anwesens Am Rockenmoor ums Leben gekommen, als sie versuchte, einen 78-jährigen Mitbewohner zu retten.

„Sie hat sich reingehängt für Mensch und Tier“, schildert Bernd Eichert. „Sie hat alles aufgenommen, was anderswo kein Zuhause gefunden hat.“

Bernd Eichert erfuhr am Sonnabendvormittag von dem schrecklichen Ereignis. Eine Kirchenälteste rief ihn an: „Weißt du schon?“

„Als Evangelischer halte ich nicht so viel von Heiligen, aber Ute Rudolph war in meinen Augen eine“, sagt der Theologe. „Sie hat sich für andere aufgeopfert, aber ohne dabei diesen Vorwurf im Blick zu haben, sondern immer mit einem Lächeln auf den Lippen.“

 

Beim Bundespräsidenten
Wenige Monate erst ist es her, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sie nach Berlin eingeladen hatte, um sie, zusammen mit anderen, für ihr bürgerschaftliches Engagement zu ehren. „Darauf war sie stolz, aber sie hat nicht damit angegeben“, sagt Bernd Eichert.

Zeit ihres Lebens war Ute Rudolph der Glaube wichtig. „Sie war stockkatholisch, aber sie hatte ein ökumenisches Herz“, sagt der Geistliche. So kam sie öfter zu Eicherts evangelischen Gottesdiensten, und zu den Sommerfesten auf ihrem Hof gab es immer zwei Andachten: eine evangelische und eine katholische.

Wichtig war Ute Rudolph auch der Kontakt zu den Nonnen am Braker St.-Bernhard-Hospital.


Pferde beim Kaffee
Bernd Eichert erinnert sich gern an seine Kaffeenachmittage bei Ute Rudolph: Manchmal guckten zwei alte Pferde zum Fenster hinein, während die beiden kaffeesierten.

Auch Bürgermeister Klaus Rübesamen pflegte ein herzliches Verhältnis zu der Frau, die seine Parteifreundin war. Ihr soziales Engagement sei vorbildlich gewesen: die Tiere, der Gartenteich – sie habe ihren Mitbewohnern viel geboten. „Warum muss eine solche Tragödie ausgerechnet einen solchen Menschen ereilen?“

Rübesamen hatte sich noch am Sonnabendmorgen an der Unglücksstelle umgesehen. Er ist erleichtert, dass es schnell gelungen war, die sechs Bewohner, die das Haus verlassen hatten, in einem Rodenkircher Pflegeheim unterzubringen und hofft, dass sie dort bleiben können.