Werner  Bodeit

Werner Bodeit

* in Berlin
† in Aurich
Erstellt von
Angelegt am 09.08.2019
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Über den Trauerfall (2)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Werner Bodeit, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Trauer um Aussteiger Werner Bodeit

09.08.2019 um 20:14 Uhr von NWZ

 

 

Der Aussteiger aus Berlin war jahrelang in ganz Norddeutschland unterwegs. Seine Familie waren seine vier Hunde, und so wichen die Tiere auch nach seinem Tod nicht von seiner Seite.

 

Wenn er irgendwo Rast gemacht hat, kam immer Musik vom Sender NDR 1 aus einem kleinen, rauschenden Radio. Seine Zigaretten hat er selbst gedreht und obwohl er den Kontakt zu Menschen nicht gesucht hat, hat er sich mit jedem, der ihn ansprach, freundlich unterhalten. Werner Bodeit, der Aussteiger, der seit Jahren immer wieder auch durch die Friesische Wehde zog, ist tot. Seit mehr als 15 Jahren war der Berliner in ganz Norddeutschland unterwegs. Jetzt ist er in der Gemeinde Südbrookmerland im Landkreis Aurich gestorben.

Er wurde 56 Jahre alt.

Am Montag wurde Werner Bodeit leblos in einer Scheune gefunden. Die Scheune hatte ihm der Besitzer immer zur Verfügung gestellt, wenn der Aussteiger wieder durch die Gemeinde Südbrookmerland fuhr. Er hat dort dann eine Zeit lang gelebt,

bis er weiter zog. Von dort aus trat Werner Bodeit jetzt seine letzte Reise an.

Das Herumziehen, das Freisein, das Immer-Weiter-Fahren war sein Leben. In den Sommermonaten machte Werner Bodeit oft lange Rast an der Jagdhütte im Neuenburger Urwald, im März 2018 verbrachte er die kälteste Zeit des Jahres bei -10 Grad in Grabstede in einer Schutzhütte am Birkhuhnweg.

Werner Bodeit wollte keine Aufmerksamkeit, er wollte nicht im Mittelpunkt stehen, doch egal, wo er war: Er zog mit seinen Fahrradanhängern die Aufmerksamkeit auf sich, erst einem, dann zweien, schließlich zog er mit einem ganzen Tross aus Fahrradanhängern durch die Lande. Immer dabei waren seine vier Hunde, allesamt Schäferhunde und Schäferhundmischlinge. „Wir sind ein Rudel“, hatte er im Interview mit dem „Gemeinnützigen“ gesagt, und so wichen die Tiere auch nach seinem Tod nicht von seiner Seite.

Die Hunde sind nun im Tierheim in Aurich. Der Bockhorner Rolf Scherer, der eine Hundeschule am Geeschendamm betreibt, hat geholfen, die Tiere dort hinzubringen. „Den Hunden geht es gut. Sie sind alle tierärztlich versorgt worden und haben die Grundpflege sehr gut mitgemacht.“ Es werden jetzt Pflege- und Endstellen gesucht, wo die Hunde möglichst alle zusammen untergebracht werden können. Das Tierheim Aurich bittet aber darum, auf Anrufe im Tierheim, die nicht unbedingt nötig sind, zu verzichten. Jeder, der für die Hunde spenden möchte, kann sich per Mail an das Tierheim wenden: info@tierheim-aurich.info.

Werner Bodeit würde sich sicher wünschen, dass seine Hunde in gute Hände kommen, denn sie waren seine ständigen Begleiter auf allen Wegen, die der Aussteiger zurückgelegt hat. Aber nicht nur sie waren seine Freunde. Werner Bodeit liebte es, Vögel zu beobachten und zu sehen, wie die Rotkehlchen im Winter die Nähe zu seinem Lager suchten. Er musste immer schmunzeln, wenn er sein Brot oder seine Kekse morgens mit Bissspuren von Mäusen vorfand und wenn die Kühe neugierig am Zaun standen, wenn er mit seinen vielen Fahrradanhängern klappernd und scheppernd an der Weide vorbeifuhr.

Werner Bodeit hat mehrfach versucht, wieder sesshaft zu werden, unter anderem 2008/2009 im Wangerland. Doch immer wieder entschied er sich, den Zwängen des gesellschaftlichen Lebens den Rücken zu kehren. Die Gänge zu Behörden und Ämtern waren ihm eine große Last. Das Verbot, seine Hunde mit in Obdachlosenheime zu nehmen, die Pflichten, Formulare fristgerecht einzureichen, es den Behörden Recht zu machen, sich anzupassen, machten ihm zu schaffen – Angst und Albträume brachten ihn dazu, immer wieder alles hinter sich zu lassen. Im Interview mit der NWZ hatte er einst gesagt: „Ich bin da, wo ich hingehöre. Draußen, wo ich niemandem etwas beweisen muss.“

In der Friesischen Wehde stieß Werner Bodeit oft auf großes Interesse der Bürger und auch auf große Hilfsbereitschaft. Im Winter 2018 haben sich einige Grabsteder gut um ihn gekümmert, als er bei eisigen Temperaturen in einer Schutzhütte lebte. Die Nordwest-Zeitung berichtete darüber, und schon am nächsten Tag konnte sich Werner Bodeit vor Spenden kaum retten. Weil er mit den vielen Gaben selbst nichts anfangen konnte, fasste er einen Entschluss: Er wollte alles, was er nicht brauchte, der Tafel spenden. Denn Werner Bodeit wollte nie ein Schmarotzer sein, niemandem zur Last fallen, er hatte immer seinen Stolz.

Einmal sagte er, als er in der Schutzhütte in Grabstede saß und erklärte, warum er keinen Alkohol trinke: „Ich bin kein Penner, sondern ein Aussteiger.“

Traueranzeige

09.08.2019 um 20:09 Uhr von NWZ
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