Helmut Mrosla

Helmut Mrosla

* 01.01.1936
† 14.04.2020 in Wiefelstede
Erstellt von NWZ Online
Angelegt am 20.04.2020
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Über den Trauerfall (1)

Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Helmut Mrosla, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.

Helmut Mrosla - Ein Mann für einfach schönen Fußball

20.04.2020 um 11:08 Uhr von NWZ

 

Zwischen 1959 und 1969 absolvierte Helmut Mrosla mehr als 600 Spiele für den VfB Oldenburg und führte den Traditionsverein später als Trainer erstmals in die 2. Bundesliga. Am Dienstag ist er im Alter von 84 Jahren gestorben.

Oldenburg - Als Spielverderber wird Helmut Mrosla auf keinen Fall in die norddeutsche Fußballgeschichte eingehen. Doch einmal vielleicht doch? Anfang der 1960er Jahre, ziemlich neu als Spieler beim VfB Oldenburg, hat er dem Hamburger SV mal die Meisterschaftsfeier in der Oberliga Nord verdorben. Der HSV führte am Rothenbaum 1:0 gegen den VfB, noch zwei Minuten bis zum Titelgewinn – da segelte Mrosla fast waagerecht durch den Strafraum und wuchtete per Kopf den Ball zum 1:1 in den Winkel. Die Hamburger mussten die vorbereitete Meisterfeier um eine Woche verschieben.

Es ist eins aus jener Fülle von Ereignissen, die der elegante Mittelfeldspieler dem Oldenburger Fußball beschert hat. Mrosla ist am Dienstag im Alter von 84 Jahren verstorben. Die letzten Jahre verbrachte er im Ammerland, sportlich noch dem Tennis zugeneigt.

Mehr als 340 Tore
Mehr als 600 Spiele hat er zwischen 1959 und 1969 für die Oldenburger absolviert, stets ein prägender Spielgestalter. Wahrscheinlich ist er Rekordspieler in der Geschichte des Vereins mit 610 Spielen und mehr als 340 Toren. Für Manfred Hoffmann, einst Mittelläufer und dann Torwart, stehen 605 zu Buche. Man weiß nicht, wie bei wem jeweils Freundschaftsspiele aufgelistet wurden.

Mit 23 Jahren war Mrosla, Jahrgang 1936, aus dem Bremer Norden vom Blumenthaler SV zum VfB Oldenburg gewechselt. Die 1960er-Jahre wurden hier sein Jahrzehnt. Technische Brillanz, Kopfballstärke, Übersicht und sicheres Gespür für die Bewegungen der Mitspieler waren seine Markenzeichen.

Die junge Bundesliga wurde auf den torgefährlichen Mittelfeldspieler aufmerksam. Späher des 1. FC Nürnberg wollten ihn in Donnerschwee beobachten. Fred Klemmer, der damalige Betreuer, bekam das spitz – und stellte seinen Spieler sicher. Er belohnte die „treuen Dienste für die Mannschaft“ mit Karten für einen Theaterbesuch in Hamburg: „Helmut, das kannst du nicht abschlagen.“

Mehr über die Geschichte des VFB Oldenburg und Helmut Mrosla lesen Sie hier.
Der Besuch fiel „zufällig“ auf den Spieltag. Die Beobachter aus Nürnberg sahen ein nettes Spiel – aber keinen Mrosla. Der hat die mögliche Verhinderung eines Bundesliga-Angebots nicht krumm genommen. Er wusste, was er an der EWE als Arbeitgeber und am Verein hatte.

Arbeiter und Genießer
Als Trainer stand Mrosla auch in Diensten von Atlas Delmenhorst, TSR Wilhelmshaven und VfL Oldenburg. Doch sein persönliches Denkmal hat er wiederum beim VfB gebaut. Von 1972 bis 1976 führte er die Mannschaft, dann wieder ab 1978. Die historische Marke setzte 1980 der erste Aufstieg des VfB in die 2. Bundesliga.

Auch das Ende seines Engagements fällt in die Kategorie „echter Mrosla.“ Nach einer Niederlage im Oktober 1980 bei Viktoria Köln hatte sich ein Spieler in der NWZ etwas despektierlich über den Trainer geäußert. Der ließ die Mannschaft beim Training tags darauf laufen, laufen und laufen, eine Runde nach der anderen.

Die Frage: „Hey Trainer, wie lange sollen wir das denn noch?“ konterte er: „So lange, bis ihr keinen Mist mehr zur Presse erzählt!“

Vier Tage später bat er den Vorstand selbst um Auflösung seines Vertrages: „Es war ja schon vorher das Vertrauen zwischen Mannschaft und Trainer nicht mehr in ausreichendem Maße vorhanden gewesen. Das ist für beide keine Grundlage.“

So war eben Helmut Mrosla: Ein Arbeiter und Genießer. Einer, der zeigte, wie schön Fußball ist. Locker ehrgeizig, aber ein ehrlicher Knochen. Auch gegenüber sich selbst.